Bundesamt für Kartographie und Geodäsie

Neigungsmesser

Die Überwachung der Orientierung durch Neigungsmesser spielt insbesondere beim Großringlaser „G“ ein wichtige Rolle. Dort wird mit derzeit 7 hochauflösenden Lippmann Plattform-Neigungsmessern permanent die Orientierung des Ringlasers gemessen und aufgezeichnet. Eine Winkeländerung von 10 Nanorad in Nord-Süd Richtung - das entspricht einer Höhenänderung von 1 cm auf 1000 km - beeinträchtigt das Ringlasersignal um 10-8. Das stellt hohe Anforderungen an die Güte der Neigungsmesser, der Kalibration und des Korrekturverfahrens. Bevor die Neigungszeitreihen in das Ringlaser-Korrekturmodell einfließen, müssen sie bezüglich der zeitlichen Variation der Lotrichtung korrigiert werden. Neben der Gezeitenattraktion sind dabei auch atmosphärische Attraktionsanteile zu berücksichtigen, wofür auf der Basis numerischer Wettermodelle ein Berechnungsverfahren entwickelt wurde.

Daneben ist in Wettzell ein Askania Gezeitenbohrlochpendel 30 m Tiefe installiert, um regionale Neigungen z.B. aufgrund atmosphärischer Auflast von ganz lokalen Effekten, die durch Inhomogenitäten verursacht werden (Geologie-, Topographie- und Cavity-Effekte), unterscheiden zu können. Die Analyse der Gezeitenparameter gibt Aufschluß über die lokale Abweichung von den Modellparametern.

Bild zeigt Innenansicht des Askania-Pendels Innenansicht des Askania-Pendels Innenansicht des Askania-Pendels



Erdgezeiten, Lippmann-Tiltmeter und Askania-Pendel Erdgezeiten, Lippmann-Tiltmeter und Askania-Pendel Erdgezeiten, Lippmann-Tiltmeter (oben) und Askania-Pendel (unten)


Ein weiterer Neigungsmesser (Typ Applied Geomechanics 722) ist in Pfeiler Nr. 21 installiert, um Verkippungen eines typischen Vermessungspfeilers beispielhaft zu dokumentieren. Gleichzeitig ist der Pfeiler mit einer GNSS-Antenne versehen und auch in das lokale Vermessungsnetz integriert. Die mittlerweile über 10 Jahre lange Zeitreihe zeigt außer einem saisonalen Signal von maximal 50 Mikrorad und einem einmaligen Ereignis von etwa 100 Mikrorad im Sommer 2003 keine nennenswerten Verkippungen. Als horizontale Verschiebungen ausgedrückt liegen die Werte unter der Auflösungsgrenze der örtlichen Vermessung.